Orientiert an den Wünschen der Kinder, gibt es in der Kapriole unterschiedlichste Betätigungsfelder und Angebote – vom Theaterprojekt über Sport bis zur Schreibwerkstatt.
Die Kinder entscheiden eigenständig, ob sie diese Angebote überhaupt wahrnehmen, und wenn ja welche, bzw. welche neuen sie einfordern. Um selbst gesteckte Ziele besser erreichen zu können, holen sich die Kinder bei Bedarf Unterstützung von Lehrer*innen. Meistens zeigen sich jedoch die Kinder gegenseitig, wie etwas funktioniert. So kann sich jeder - mit Kopf, Herz und Hand - entdeckend und forschend den aktuell richtigen und wichtigen Beschäftigungen zuwenden. Dabei unterstützen und helfen sich Teammitglieder und die Schülerschaft gegenseitig.
Und in Ruhe langweilen kann man sich bei uns auch – so lange, bis man selbst wieder weiß, was als nächstes interessant ist. Es gibt viel Raum, um individuelle Fähigkeiten zu üben und Talente zu entdecken – die Kinder haben Zeit, alles auszuprobieren, was sie interessiert und die Freiheit, selbst zu entscheiden, welches Thema für sie gerade „dran“ ist.
Wie unterschiedlich diese Aktivitäten sein können soll die nachstehende (völlig unvollständige) Aufzählung von Beispielen verdeutlichen: Speckstein-Werkstatt, Fußballspiel, Comic-Zeichnen, Comic-Lesen, Schreibkonferenz, Theaterprobe, Kulissenbau, Vorlesen (zuhören oder selber vorlesen), Trapeztraining, Kreuzworträtsel-Lösen, Rätsel-Erfinden, Holzwerkstatt, Räuber-und-Gendarm-Spielen, Addieren und Subtrahieren von Bruchzahlen, Kugelbahn-Bau, Dominobahn-Bau, Rollenspiele, Gespräche, Experimente, Sandburgen-Bau, die Grundfläche des Schulhauses berechnen, einen Raum planen, umräumen und streichen, Musik hören, English Songs, Band-Probe, Naturbeobachtungen, auf einem Bauernhof helfen, Malatelier, Hüttenbau, Ritterspiele, Kochen, Kurs zum Thema Licht und Optik, eine Geschichte erfinden, eine Geschichte aufschreiben, die Rechtschreibung einer selbst geschriebenen Geschichte überprüfen, eine Schulfahrt planen, sich gegenseitig Englisch-Vokabeln abfragen, Zeitung lesen, ein Computerspiel spielen, einen Computer reparieren, im Internet Infos einholen, ein Kuscheltier nähen, ein Haus für ein Kuscheltier bauen, Kostüme entwerfen, zusammen suchen und/oder nähen, ein Klärungsgespräch führen, die Schulversammlung vorbereiten, AG zum Thema "Schulfest“, AG zum Thema "Computerspiele“
Einige dieser Aktivitäten werden von Erwachsenen begleitet oder manchmal initiiert, die meisten entstehen (spontan oder geplant) aus Schülerinteresse und -bedürfnis.
Vor allem kommen den Kindern und Jugendlichen täglich ganz eigene Ideen für Beschäftigungen, die sich so kein Erwachsener für sie hätte ausdenken können.
Wer sich die Aufzählung der Aktivitäten an der Kapriole aufmerksam durchliest, erkennt schnell: Die so genannten „Kulturtechniken“ - Lesen, Schreiben, Rechnen - begegnen den Kindern in der Kapriole auf Schritt und Tritt von Anfang an.
Sei es, weil bei der Frühstücksvorbereitung überschlagen werden muss, wieviele Äpfel in Achtel geschnitten werden müssen, damit alle 50 Kinder ein Stück bekommen (und wie verteilt man bitte den Rest gerecht?), oder weil beim Kochen ein Rezept für vier Personen natürlich nicht für 25 Kinder reicht oder weil es Diskussionen darüber gibt, ob der grüne Raum größer ist als der blaue – das lässt sich ja abmessen. Und wenn ein Kuchen sehr gut geschmeckt hat, soll vielleicht das Rezept aufgeschrieben werden, und zwar so, dass die Eltern es auch lesen können. Wie gut, dass es Leute – Erwachsene und erfahrenere Kinder - gibt, die schon wissen, wie das geht und die den Lernenden bei Dingen, die sie ausprobieren wollen, Unterstützung geben oder ihnen zu schwierige Aufgaben abnehmen.
Ein wichtiger Ansporn sich z.B. mit Schriftsprache auseinanderzusetzen, kann auch die an der Kapriole gelebte Demokratie sein: Versammlungspunkte oder –protokolle lesen, Ankündigungen schreiben, Eingaben an die Kläranlage (Klärungskomitee) oder Anträge an die Versammlung verfassen usw.
So lassen sich die Kulturtechniken gar nicht vermeiden, ihre Wichtigkeit für das Zusammenleben in der Kapriole und in unserer Gesellschaft ist offensichtlich und niemand verlässt die Schule ohne sie gelernt zu haben.
Allerdings gibt es in unserem Konzept keine Vorgaben, zu welchem Zeitpunkt sich die Kinder und Jugendlichen mit welchen Aspekten des LesenSchreibenRechnens beschäftigen müssen oder wann sie etwas Bestimmtes können sollen.
Noten können der Komplexität des individuellen Lernweges in vieler Hinsicht nicht gerecht werden und fast alle Tätigkeiten entziehen sich einer benotenden Bewertung.
Da sind z. B:
- die Entwicklung sozialer Kompetenzen, wie Umgangsformen und Pflege der Kontakte untereinander, individuelle Lösungsfindungen der unterschiedlichsten Problemstellungen aus dem schulischen Alltag heraus – kurz: Teilnahme an einer gelebten Demokratie.
- die Entstehung von speziellem Fachwissen, das sich der Jugendliche aus eigener Motivation heraus angeeignet hat und auch ausübt.
- das Übernehmen von Aufgaben für den schulischen Ablauf in eigenverantwortlicher Ausübung.
- mannigfaltige eigene Kleinstprojekte wie z. B. spontane naturwissenschaftliche Experimente oder das selbständige, gegenseitige Anleiten von Trapez-Artistik oder „Snakeboard“-Fahren ganz ohne Erwachsene.
Zu den Argumenten gegen Noten gehört auch, dass sie als nur scheinbar objektives Messinstrument unter anderem Konkurrenzdenken und Minderwertigkeitsgefühle erzeugen.
Darüber hinaus sind die Rechenoperationen, die mit Noten veranstaltet werden grundsätzlich ungerecht und unsinnig, denn weder sind die Notenwerte untereinander geeicht (der Abstand zwischen 2 und 3 entspricht oft nicht dem Abstand zwischen z.B. 5 und 6), noch sind die Zuordnungen von Noten zu Leistungen von Schülern über Parallelklassen, Schulen, Städte oder gar Bundesländer hinweg gleich.
Wir lehnen es ab, Leistungen an starren Kriterien zu messen. Der Glaube, Heranwachsende bräuchten Druck zum Lernen, ist nach aktueller Forschungslage (siehe Brügelmann, 2006, „Sind Noten nützlich und nötig?“) längst widerlegt. Weiterführende Literatur hierzu findet sich bei Karl-Heinz Ingenkamp (1977) „Die Fragwürdigkeit der Zensurengebung“.
Zu dem an der Kapriole gelebten Gegenmodell gehört es, dass jedes Teammitglied ca. 10 Kinder/Jugendliche als Vertrauensperson betreut. Mit diesen führt er/sie - in regelmäßigen Abständen (6-8 Wochen) individuelle Beratungs- und Lerngespräche.
Am Ende des Schuljahres bekommt jedes Kind eine Dokumentation in Form einer Jahresmappe. An der Erstellung der Jahresmappe können sich alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen beteiligen. Zusätzlich erhält jedes einzelne Kind bzw. jeder Jugendliche einen persönlichen Brief von seiner Vertrauensperson.
Die Schulversammlung ist das Forum, in dem über alles diskutiert und alles beschlossen werden kann, was für das Gelingen des gemeinsamen Alltags relevant ist.
Sie ist als eine demokratische Institution ein Kernstück des Schulalltags und findet einmal wöchentlich statt. Alle am Schulalltag beteiligten Lehrer*innen und Schüler*innen können teilnehmen. Die Teilnahme ist freiwillig. Das Protokoll wird anschließend für alle sicht- und lesbar ausgehängt und im Intranet der Kapriole veröffentlicht.
Die Versammlung wird von Schüler*innen geleitet und dient dazu, Organisatorisches zu besprechen, Interessenskonflikte zu diskutieren und zu lösen, Gäste vorzustellen, Ideen vorzutragen, Regeln zu erarbeiten, anzupassen und zu verabschieden und Neueinstellungen zu bestätigen.
Stimmberechtigt ist jede/r aus der Schulgemeinschaft (also Schüler*innen und Team) mit jeweils einer Stimme pro Person, unabhängig von Alter oder Erfahrung.
Alle Regeln unseres Schulalltags sind von der Schulgemeinschaft in den wöchentlichen Versammlungen beschlossen worden. Regelmäßig werden dort Regeln wieder geändert, neu erstellt oder abgeschafft. Wenn jemandem eine Regel nicht gefällt, kann er oder sie sich jederzeit in der Versammlung um eine Änderung bemühen. Alle am Schulalltag Beteiligten müssen sich an die beschlossenen Regeln halten – unabhängig davon, ob sie an der entsprechenden Schulversammlung teilgenommen haben.
Für Streitigkeiten zwischen Personen hat sich bei uns schon lange das Prinzip der Streitschlichtung bewährt. Dies machen die Kinder untereinander oder rufen einen Erwachsenen dazu.
Außerdem hat sich die Schulversammlung in Anlehnung an andere Demokratische Schulen für die Einrichtung eines Klärungskomitees, die sogenannte „Kläranlage“ entschieden. Über dieses Komitee können Beschwerden über Regelbrüche werden.
Das Komitee trifft sich zurzeit zweimal wöchentlich, hört sich die Fälle an, spricht mit den betroffenen Personen und fällt im Einverständnis mit ihnen Entscheidungen für Konsequenzen. Das Komitee besteht derzeit aus 2 Schüler*innen und zwei Erwachsenen.
Offenheit und Respekt gegenüber konformen und nonkonformen sexuellen Orientierungen sind in unserem demokratischen und menschenrechtlichen Weltbild fest verankert.
Es ist unser Anliegen, dass alle Kinder in der Kapriole sich unabhängig von ihrem Geschlecht frei entfalten können. Wir versuchen, Offenheit gegenüber Erfahrungen zu vermitteln, die sich von einseitigen Vorstellungen über Geschlechter unterscheiden.
Unser Schutzkonzept "Sichere Schule" trägt dazu bei, dass die Kapriole ein sicherer Ort für die Kinder und Jugendlichen ist.
Das Gewaltschutzkonzept gegen körperliche und psychische, sexuelle und sexualisierte Gewalt besteht aus den folgenden Bausteinen:
Partizipation
In der Kapriole mit ihren demokratischen Strukturen erleben die Schüler*innen, dass ihre Stimme gehört wird, dass ihre Meinung Gewicht hat. Dieses Mitgestalten trägt grundlegend dazu bei, dass es kein fest geschriebenes Machtgefälle zwischen Erwachsenen und Kindern/Jugendlichen im Schulalltag gibt.
Präventionsveranstaltungen
Idealerweise nehmen Schüler*innen in ihrer Kapriolezeit an mindestens 3 – ihrem Alter angemessenen – Präventionsveranstaltungen teil. Die Präventionsveranstaltungen werden mit Unterstützung externer Fachstellen durchgeführt.
Darüber hinaus finden fortlaufend Präventionsangebote des pädagogischen Teams statt, wie z.B. Selbstverteidigung und Girlscafe.
Verhaltenskodex für alle Mitarbeiter*innen
Dieser regelt detailliert wie Kontakte zwischen erwachsenen Mitarbeitenden und Schüler*innen an der Kapriole gestaltet werden dürfen. Dies betrifft den Schulalltag ebenso wie außerschulische Veranstaltungen, Ausflüge, Schulfahrten.
Fortbildungen für pädagogische Mitarbeiter*innen finden regelmäßig statt.
Ansprechpersonen
Aus dem pädagogischen Team stehen den Schüler*innen, Eltern und Kolleg*innen zwei besonders geschulte Mitarbeiter*innen als Ansprechpersonen zur Verfügung.
Interventionspläne
Unsere Interventionspläne entsprechen professionellen Standards. So stellen wir bei jedem Schritt den Schutz der Betroffenen und deren Recht auf Vertraulichkeit sicher.
Alle Bestandteile unseres Gewaltschutzkonzeptes werden kontinuierlich weiterentwickelt. Dabei arbeiten wir mit externen Fachstellen zusammen.
Unsere Schüler*innen informieren wir über folgende Beratungsmöglichkeiten:
Wendepunkt: https://www.wendepunkt-freiburg.de/content/
Wildwasser (für Mädchen): https://www.wildwasser-freiburg.de/
Nummer gegen Kummer: 116 111
Es gibt an der Kapriole derzeit rund 150 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren. Sie werden nicht in Klassen oder anders geartete feste altersbezogene Gruppen eingeteilt, sondern finden sich jeweils nach eigenen Bedürfnissen und Interessen für unterschiedlich lange Zeiträume zusammen.
Auf diese Weise lernen die Kinder und Jugendlichen altersgemischt miteinander und voneinander. Der Austausch zwischen den verschiedenen Altersstufen ist sehr bereichernd für alle Beteiligten.
Allerdings gibt es – einem Wunsch der Kinder und Jugendlichen folgend und nach einem Beschluss der Schulversammlung – zurzeit einzelne Räume, die vorrangig von bestimmten Altersgruppen genutzt werden.
Die Kapriole ist eine Schule für alle Kinder. Wir sehen die Vielfalt, also die Unterschiedlichkeit unserer SchülerInnen und LehrerInnen, als Reichtum und Chance für die Lernprozesse von uns allen.
Deshalb sind wir prinzipiell offen für jedes Kind, das an unsere Schule kommen möchte: egal, ob es uns Erwachsenen „ganz normal“, „besonders wild“ oder „kontaktscheu“ erscheint, Teilleistungsstärken oder -schwächen besitzt oder einen „sonderpädagogischen Förderbedarf“ hat.
Jedes Kind/jeder Jugendliche ist anders. Und jedes Kind/jeder Jugendliche lernt anders. Wir stellen die Wertschätzung von jedem/jeder Einzelnen und seiner/ihrer Form sowie Achtung vor der Einmaligkeit der Lernwege in den Mittelpunkt aller pädagogischen Aktivitäten.
So bestimmen die Kinder und Jugendlichen z.B. ihren Stundenplan selbst, so haben sie jederzeit die Möglichkeit, sich zu bewegen und zu spielen.
Wir treffen unsere pädagogischen Entscheidungen mit jedem Kind/Jugendlichen anders, gestalten möglichst viele unserer Lernangebote offen für Schüler*innen auf unterschiedlichsten Lernstufen und Interessensgebieten und verzichten auf Noten, wodurch die Kinder nur selten Anlass finden, sich zu vergleichen.
Unser kindzentrierter Ansatz schafft also eine gute Basis für die gemeinsame Beschulung von Kindern und Jugendlichen in ihrer ganzen Vielfalt, ob nun mit oder ohne „Behinderung“.
Wir bauen heute auf 12 Jahre Integrationspraxis auf. Schüler*innen mit „sonderpädagogischem Förderbedarf“ nehmen am gesamten Schulleben und allen Lernangeboten gleichberechtigt und zusammen mit ihren Mitschüler*innen teil.
Es wird gemeinsam gespielt, gebacken, gewerkelt, Musik gemacht, es werden Geschichten geschrieben usw.. Durch kleine Kurse, den individuellen Vertrauenslehrer oder Teamteaching z.B. ist an unserer Schule die individuelle Begleitung durch LehrerInnen besonders gut möglich. Darüber hinaus erhalten manche Kinder/Jugendlichen eine Assistenz/Eingliederungshilfe durch eine Heilpädagogin oder FSJ. Sie arbeiten eng mit dem Team und insbesondere unserer Inklusionsfachkraft zusammen.
Wir bemühen uns, unsere Schule den Bedürfnissen aller Kinder und Jugendlichen anzupassen. Die vorhandenen Materialien werden von allen Schüler*innen benutzt und den Möglichkeiten jedes/jeder Einzelnen entsprechend gestaltet. Auch die „Heute-“ oder „Wochenpläne“ werden den individuellen Fähigkeiten der Schüler*innen angepasst.
Wir benutzen Piktogramme und Bilder als Orientierungshilfen im Gebäude (Stundenplan/Gebäudeplan/Putzplan usw.). Darüber hinaus gehende Kommunikationshilfen werden bei Bedarf angeboten und z.T. auch anderen Kindern/Jugendlichen in der Schule vermittelt (Unterstützte Kommunikation, Gebärden usw.). Soziale Kompetenzen sind ein wichtiges Augenmerk unserer Arbeit.
Wir entwickeln bei Bedarf für jede/n Schüler*in individuelle Maßnahmen, Konsequenzen oder Lernprogramme, wobei sie selbst – wenn irgend möglich - maßgeblich daran beteiligt sind. Wir arbeiten dabei u.A. mit Streitschlichtung, Justizkommitee (alle Beteiligten und außenstehende Schüler*innen entscheiden gemeinsam über Konsequenzen), vertraulichen Gesprächen usw., aber auch z.B. mit Unterstützungssystemen, TEACCH, oder situationsbezogenen Konsequenzen.
Das Lehrer*innen-Team ist interdisziplinär zusammengesetzt (Regelschul-/Sonderschullehrer*innen, Sozial-/Theaterpädagog*innen, Arbeitserzieher*innen) und arbeitet eng zusammen. Darüber hinaus haben wir eine „Inklusionsfachkraft“ (Sonderpädagog*in) im Team, die Integrations- und Inklusionsfragen koordiniert.
Wir entwickeln und optimieren unsere Arbeit in Richtung Inklusion zusammen mit Schüler*innen und Eltern in einem fortwährenden Prozess. Dafür haben wir eine Inklusionsfachkraft eingestellt, besuchen Fortbildungen, haben eine Inklusions-AG (konzeptionelle Schulentwicklung) gegründet und verbessern unsere interne und externe Vernetzung (z.B. mit Therapeut*innen, Sonderschulen usw.).
Eltern von Kindern mit „sonderpädagogischem Förderbedarf“ sollten sich bereits spätestens ein Jahr vor dem Einschulungstermin an der Schule vorstellen: nur so können wir uns als Schule auf die Bedürfnisse des Kindes einrichten und mit den Eltern klären, ob sie sich wirklich auf unseren freien demokratischen Ansatz einlassen möchten.
Bei Fragen rund um Inklusion: Kontakt
Jede/r Schüler*in erhält zum Abschluss der Schulzeit auf Wunsch ein "Eudec-Diplom", das eine möglichst differenzierte Beschreibung der Schullaufbahn und der Stärken des/r Jugendlichen enthält und von einer Gruppe von Schüler*innen und Lehrer*innen verfasst wird. Auf der Konferenz der Eudec 2011 in England wurde entschieden, dass diese von der Kapriole entwickelte Abschlusszeugnisform als offizielles Abschlussdiplom für die europäischen demokratischen Schulen gilt.
Die Jugendlichen werden bei der Realisierung ihrer jeweilige individuellen Zukunftsvorstellungen unterstützt und beraten. Auf der Suche nach dem eigenen Lebensweg können Praktika in der realen Arbeitswelt eine sehr wichtige, informative und weichenstellende Rolle spielen. Deshalb haben die Jugendlichen bei uns schon sehr früh die Möglichkeit, individuell organisierte Praktika in Betrieben zu machen, um die eigenen Interessen und Fähigkeiten erproben und vertiefen zu können. Dabei werden die Jugendlichen intensiv von der Schule unterstützt und begleitet.
Was die klassischen Schulabschlüsse betrifft, so ist die Kapriole momentan als Grund-, Haupt- und Werkrealschule genehmigt. Die Schüler*innen können sich, wenn sie wollen, auf den Hauptschulabschluss und / oder den Werkrealschulabschluss vorbereiten. Diese Prüfungen werden in Kooperation mit zwei Freiburger Staatsschulen abgehalten. Alternativ stehen die Schulfremdenprüfungen (vom Schulbesuch unabhängige Abschlüsse) allen Jugendlichen offen.
Dieser Vermerk müsste in diesen Wochen auf vielen Zeugnissen stehen, folgt man dem neuesten Gutachten zur Funktion und Wirkung von Noten in der Schule. Erstellt wurde die umfangreiche Expertise im Auftrag des Grundschulverbands e.V., Frankfurt, durch die Arbeitsgruppe Primarstufe an der Universität Siegen.
Quelle: http://www.agprim.uni-siegen.de/printbrue.htm
(1) Leistungsbeurteilungen haben in unserem Schulsystem nicht nur unterschiedliche, sondern oft widersprüchliche Funktionen zu erfüllen: als Beschreibungen orientieren sie über den individuellen Leistungsstand und über Möglichkeiten zu dessen gezielter Verbesserung; sie sind damit ein pädagogisches Medium zur Förderung des Lernens. Als Bewertungen dienen sie der Disziplinierung und Selektion.
Spätestens seit der UN-Kinderrechtskonvention erweist sich ein hierarchisches Verständnis von Leistungsbeurteilung als nicht mehr zeitgemäß. Nicht Anpassung und Gehorsam, sondern Mitbestimmung und Selbstverantwortung sind vorrangige Erziehungsziele einer demokratischen Schule. Schärfere Selektion führt im Übrigen nicht zu besseren Leistungen wie die internationalen Leistungsstudien gezeigt haben.
Empfehlung: Eine demokratische Schule hat die Persönlichkeit der Schüler*innen durch Formen der Dokumentation und der Bewertung von Leistung zu achten, die ihre Selbstständigkeit fördern statt Abhängigkeiten zu verstärken. Einem solchen Verständnis von Schule sind Noten als Belohnungs- / Bestrafungssystem nicht mehr angemessen. Vielmehr ist die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung und zum konstruktiven Umgang mit Kritik zu fördern. Hierfür ist eine sachliche Information der SchülerInnen über den individuellen Stand ihrer Lern- und Leistungsentwicklung unerlässlich.
(2) Ziffernnoten sind immer noch die häufigste Form formeller Leistungsbewertung in der Schule. Aber die Forschung zeigt seit langem: Noten sind nicht in der behaupteten Weise für das Lernen nützlich und sie sind erst recht nicht nötig.
Sie betonen einseitig die Bewertungsfunktion - können aber auch diese wegen ihrer mangelnden Aussagekraft, Vergleichbarkeit und Objektivität nicht angemessen erfüllen. Es gibt deshalb keinen Grund, auf ihnen zu beharren, zumal sie darüber hinaus etliche unerwünschte Nebenwirkungen haben.
Empfehlung: Ziffernoten sind zu ersetzen durch differenziertere Formen der Dokumentation und der Bewertung von Leistungen.
Rückmeldung und Bewertung sind klar zu trennen. Beschreibungen sollen den Leistungsstand bezogen auf konkrete Lernziele und die individuelle Entwicklung darstellen. Das lernförderliche Potenzial differenzierter Rückmeldungen wird in der Praxis aber nur dann zur Geltung gebracht werden können, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden: vor allem durch eine Verringerung des Selektionsdrucks im Bildungssystem und durch eine fachliche Qualifizierung der der Lehrer*innen.
Quelle: http://www2.agprim.uni-siegen.de/notengutachten.htm